Praxisvergleich von PA‐Lautsprechern bei AV Stumpfl

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Am 2./3. Juli 2015 haben wir bei AV Stumpfl in Wallern Lautsprecher von Bose, HK Audio, JBL und Kling & Freitag für die Präsentation von AV‐Shows verglichen. Die Anforderungen für solche Anwendungen sind:

  • natürlicher Klang
  • gute Sprachverständlichkeit
  • möglichst gleichmäßige Lautstärkeverteilung
  • hohe Rückkopplungssicherheit
  • Leistung je nach Größe des Saales für 50 bis 400 Zuschauer
  • einfache Handhabung und Transport

Bei dem Vergleich wollten wir auch herausfinden, ob Säulenlautsprecher bei der Präsentation von AV‐Shows Vorteile gegenüber klassischen Punktstrahlern haben. Säulenlautsprecher erzeugen zylinderförmige Schallwellen, die bei größer werdender Entfernung nicht so viel an Lautstärke verlieren wie Punktstrahler mit kugelförmiger Schallausbreitung.   

Folgende Lautsprecher kamen zum Einsatz:

  • Bose L1 Model II mit B2 Bass, Säulenlautsprecher mit Subwoofer
  • HK Audio, Elements Big Base, Säulenlautsprecher mit Subwoofer
  • JBL EON 206, Kompaktsystem mit kleinem Powermixer
  • JBL EON 610, aktiver Fullrange Lautsprecher
  • JBL EON 612, aktiver Fullrange Lautsprecher
  • JBL EON 615, aktiver Fullrange Lautsprecher
  • Kling & Freitag, PASSIO mit PASSIO Sub 12 (passiv) und Endstufe LAB Gruppen IPD 2400
  • Kling & Freitag, Gravis 8W mit PASSIO Sub 15 (passiv) und 2x Endstufe LAB Gruppen IPD 2400

Testprogramm

Zunächst haben wir alle Lautsprecher als Stereopaar in einem 150 m² großen Raum bei AV Stumpfl aufgebaut und anhand verschiedener Musikstücke und Soundtracks sowie Sprache gehört. Beim Hören konnten wir per Matrix Switch zwischen den Lautsprechern hin‐ und herschalten, so dass man Unterschiede recht gut ermitteln konnte. Natürlich wurden die Lautsprechersysteme vorher auf dieselbe Lautstärke eingepegelt.

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Am zweiten Tag haben wir fünf Anlagen (2x Säulen und 3x Punktstrahler) im Europasaal des Atriums in Bad Schallerbach verglichen. Der Saal ist 440 m² groß und hat 19 m Tiefe und 24 m Breite. Neben dem Klang bei höheren Lautstärken haben wir auch die Lautstärkeverteilung und die Sprachverständlichkeit durch Hörtests verglichen und Rückkopplungstests mit einem Sennheiser SL‐ Headmic 1 (Kugel) an einer D1‐Funkstrecke gemacht.

Klassische Punktstrahler

JBL EON 206P

Dieses Kompaktsystem ist für kleinere Foren bis etwa 60 Personen gedacht und besticht durch das geringe Gewicht und die einfache Handhabung. Es besteht aus zwei passiven Lautsprechern (Zwei‐Wege) und einem kleinen Mischpult mit Endstufe, diese mittlere Einheit dient auch als Griff. Alle Komponenten werden für den Transport zusammengeschnappt und können mit einem Arm transportiert werden.

Sprache wird sauber und gut verständlich wiedergegeben. Musik klingt auch recht ordentlich, sofern die Lautstärke nicht zu hoch ist. Ein großes Manko sind die tiefen Töne – den Bass kann man nur ansatzweise ahnen, Paukenschläge sind praktisch nicht hörbar. Dennoch ist diese Anlage für Anwender, die nicht so hohe Ansprüche haben und kleine Foren mit geringem Aufwand beschallen wollen, eine preisgünstige Lösung.

JBL EON 610 bis EON 615

Die Lautsprecher des JBL EON‐Systems sind alle ähnlich aufgebaut: Zwei‐Wege‐System im Kunststoffgehäuse mit vergleichsweise geringem Gewicht und praktischen Tragegriffen. Eine Endstufe mit Bi‐Amping 700/300 Watt (Peak) und eine kleine Mixereinheit mit zwei Eingängen sind eingebaut. Aus den Bezeichnungen der Lautsprecher leitet sich die Mittelton‐/Bassbestückung  mit 10 Zoll, 12 Zoll und 15 Zoll Systemen ab. Für den Hochtonbereich ist bei allen Modellen ein 1,5 Zoll Horn verbaut.

So ist es nicht verwunderlich, wenn die verschiedenen Lautsprecher auch ähnlich klingen. Unterschiede gab es natürlich im Bassbereich, den die EON 615 am besten bedienen konnte. Verglichen mit den größeren Systemen in diesem Vergleich kam der Bass nicht ganz so präzise und trocken. Bei der Wiedergabe von Sprache gab es zwischen der EON 610 und 612 nur geringe Unterschiede – die Sprachverständlichkeit war gut, aber es gab eine leichte Färbung zum Nasalen. Die EON 615 klang bei der Sprache anders, nicht nasal, jedoch war die Sprachverständlichkeit bei den kleinen Modellen eher besser. Die Rückkopplungssicherheit ist nicht ganz so hoch wie bei den hochwertigeren Lautsprechern, aber schon sehr brauchbar. Musik konnte man mit allen EON 600er Modellen recht ordentlich hören, wobei die EON 615 von diesem Trio am rundesten klingt. Dennoch kann sie sehr hohe Ansprüche nicht befriedigen.

Kling & Freitag PASSIO + PASSIO Sub12 und GRAVIS 8W + PASSIO Sub15

Kling & Freitag ist auf PA‐Lautsprecher spezialisiert und die getesteten Modelle markieren den Einstiegsbereich in deren Produktpalette. Die PA‐Tauglichkeit wird in der robusten, funktionalen Bauweise und durch die solide Verarbeitung deutlich. Trotz des etwas höheren Gewichts lassen sich die Tops, aber auch die Subwoofer von einer Person noch gut handhaben. Der Sub15 hat für den Transport ein abnehmbares Rollbrett, das gleichzeitig den Schallauslass beim Transport schützt. Die Tops sind mit einer Neigevorrichtung ausgestattet.

Die Lautsprecher sind passiv und werden mit den Endstufen LAB.GRUPPEN IPD 2400 (2 x 1200 Watt) betrieben. Über die IPD‐Software lädt man zunächst die Parametersätze für die verwendeten Lautsprecher und die gewünschte Betriebsart, dazu später mehr. Außerdem erlaubt die IPD 2400 noch zahlreiche Anpassungen mit parametrischen EQs, um Raumeinflüsse auszugleichen, und Delays, um z. B. in großen Foren eine Delayline mit mehreren Lautsprechern zu realisieren. Wir nutzen bei unserem Test jedoch nur ein Stereopaar und bewusst keine klanglichen Veränderungen.  

Die kompakten PASSIO Tops mit dem PASSIO Sub12 klingen bei Musik klar und natürlich und haben eine gute Sprachverständlichkeit. Wenn man jedoch im Vergleich die GRAVIS 8W mit PASSIO Sub15 hört, ist das noch mal ein ziemlich großer Sprung. Die tonale Abstimmung ist sehr natürlich, der Hochtonbereich kommt ausgesprochen transparent und differenziert, was der räumlichen Wiedergabe sehr zugute kommt. Der Bass des PASSIO Sub12 ist impulsstark und trocken, aber der PASSIO Sub15 geht noch tiefer herunter und kann beim entsprechenden Soundtrack auch die Magengegend massieren. Die Rückkopplungssicherheit war bei beiden Systemen sehr gut.

Im großen Saal haben wir die Kombination GRAVIS 8W und PASSIO Sub15 mit zwei Endstufen LAB.GRUPPEN IPD 2400 betrieben, so dass jedes Lautsprechersystem seine eigene Endstufe hat. Dadurch erzielt man noch etwas mehr Lautstärke und eine noch größere Klangtreue. Außerdem hat der erfahrene Anwender mehr Spielraum bei der Ansteuerung von Tops und Subwoofer, die ja sonst bei Verwendung von nur einer IPD 2400 über die passive Fequenzweiche im Subwoofer erfolgt.

Die Kombination aus GRAVIS 8W und PASSIO Sub15 klingt ausgezeichnet und es macht wirklich viel Spaß darüber zu hören – egal ob Klassik, Pop, Jazz oder Sprache.

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Säulenlautsprecher

Wie Eingangs schon erwähnt, sind wir auf die Säulenlautsprecher Bose L1 und Elements Big Base von HK Audio sehr gespannt, insbesondere was Klang und Schallausbreitung betrifft.

Bose L1 Model II mit B2 Bass

Eine Säule besteht aus zwei Modulen, die zusammengesteckt werden und insgesamt 24 Breitbandlautsprecher für den Mittel‐/Hochtonbereich enthalten. Die Säule wird in den Fuß gesteckt, der gleichzeitig Verstärker ist und auch den passiven Subwoofer B2 mit Signalen versorgt. Die Säule ist sehr schlank und misst insgesamt 2,20 Meter.

Der Klang des L1‐Systems ist brillant mit recht kräftigem Bass. Beim weiteren Hören fällt jedoch eine mäßige Transparenz auf, der Hochtonbereich klingt nicht wirklich klar und ist tendenziell überpräsent. Die Sprachverständlichkeit und Räumlichkeit sind in Ordnung. Der Klang ist insgesamt zwar nicht schlecht, aber auch nicht wirklich gut.

Bei der Lautstärkeverteilung im großen Saal gibt es gegenüber Punktstrahlern in den hinteren Reihen und vorne außen links und rechts Vorteile. Der Unterschied zu Punktstrahlern ist zwar wahrnehmbar, aber nicht so groß, dass in diesen Bereichen die Punktstrahler wesentlich schlechter sind. Trotz des sehr großen horizontalen Abstrahlwinkels ist die Rückkopplungsneigung gering, was erstaunlich ist. Bei der Platzierung der Säulen oben auf der Bühne hören die etwas tiefer sitzenden Zuschauer, den Ton zu leise und verfärbt, weil der vertikale Abstrahlwinkel wirklich sehr klein ist. Leider gibt es für die Säulen keine Neigeeinrichtung, so dass man sie vor der Bühne platzieren muss, was nicht wirklich praktisch ist.

HK Elements Big Base

Bei der Big Base können insgesamt drei Säulenmodule E835 zusammengesteckt werden, was eine Länge von rund 2,20 m ergibt. Wir verwenden jedoch nur zwei Module je Säule mit insgesamt 16 Systemen (3,5 Zoll Breitband). Die Säulen werden oben in den aktiven Subwoofer gesteckt, der die Säulen auch mit Signalen versorgt. Der Subwoofer sorgt mit 32 kg  zwar für solide Standfestigkeit, aber er ist beim Transport für eine einzelne Person schwer handhabbar. Es gibt jedoch auch einen kleineren Subwoofer im Elements‐System. Die Mechanik von Säulen und Subwoofer macht einen sehr soliden Eindruck.

Tonal klingt die Big Base recht ausgewogen. Der Bass geht druckvoll zu Sache und hat sehr viel Potential. Die Klarheit ist besser als beim Bose L1‐System, aber die Räumlichkeit geht bei der Big Base völlig verloren.

Die Lautstärkeverteilung im großen Saal ist ähnlich wie beim Bose L1‐System, jedoch besitzt die Big Base einen kleineren horizontalen Abstrahlwinkel, so dass die vorderen äußeren Plätze nicht ganz so gut wie beim Bose L1‐System versorgt werden. Die Rückkopplungssicherheit ist hoch. Auch die Big Base kann nicht sinnvoll auf der Bühne platziert werden, weil der Ton dann über die Köpfe der Zuschauer hinweggeht. Eine Neigeeinrichtung ist wie beim Bose L1 nicht vorhanden.

Schlussbetrachtung

Die Vorteile der Säulen bei der Schallverteilung gegenüber klassischen Punkstrahlern sind zwar wahrnehmbar, aber der Unterschied war in unseren Anwendungen marginal. Auch die Platzierung von Säulen auf Bühnen, die höher als der Zuschauerbereich liegen, ist als absolut kritisch zu bewerten, wenn die Säulen nicht geneigt werden können. Gute klassische Systeme klingen bei ähnlichem Budget deutlich besser. In unserem Vergleich bot die Kombination GRAVIS 8W mit PASSIO Sub15 von Kling & Freitag mit Abstand die beste Klangperformance.

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